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9 Uhr 30. Feiertag. Shopping City Süd. Bei den meisten Geschäften sind noch nicht einmal die Gitter zur Gänze hochgefahren, da drängeln sich schon die ersten Massen durch die schmale Hauptstraße von Österreichs größtem Einkaufszentrums.
Zwei Fragen schwirren einem sogleich durch den Kopf: Wer im Gottes Namen steht an einem Feiertag um 8 Uhr auf? Und: Wer im Gottes Namen steht an einem Feiertag um 8 Uhr auf, um mit Menschen gleich ausgeprägter Verrücktheit in einem Einkaufszentrum einen Tag zu verbringen?
Das Argument, man wolle die Weihnachtseinkäufe so rasch wie möglich hinter sich bringen, um ja nicht am 23. Dezember noch irgendeine Besorgung erledigen zu müssen, lasse ich nicht gelten. Womöglich ist es am Geschicktesten gerade deshalb erst einen Tag vor Heilig Abend die Geschenke zu kaufen. Alle anderen Menschen haben ja ohnehin schon vor Wochen die Geschäfte gestürmt.
Am Preis kann es auch nicht liegen. Jedes Neugeborene weiß, dass alle Weihnachtsartikel erst nach dem 24. Dezember verbilligt zu haben sind. Kleiner Tipp: Gutscheine verschenken.
Aber was kann es dann sein? Einsamkeit? Eine verzweifelte Suche nach sozialer Nähe? Der zum Scheitern verurteilte Versuch die klaustrophobische Veranlagung mal anders zu bekämpfen?
Ich spielte schon mit dem Gedanken, dem Verstand meiner Mitmenschen für immer und ewig Adieu zu sagen, als mir plötzlich alles klar wurde. Natürlich! Das ergibt Sinn.
Alle kommen wegen ihm. Immer lustig, immer fröhlich. Nichts bringt ihn aus der Ruhe. Weder pubertierende Schüler, die Spaß daran haben, seinen Bart mit einer hinterhältigen Bewegung hinunter schnellen zu lassen, noch pubertierende Erwachsene, die sich mit Witzen über sein Gewicht vom Frust des Alltags entledigen. Er ist der Fels in der Brandung. Er bringt die kleinen Kinder zum Lachen. Der Weihnachtsmann.
Jenes einzige Highlight dieses trüben, vorweihnachtlichen Einkaufstages dürfte es aber eigentlich nicht geben. Er müsste eine „sie“ sein, mit lockigen blonden Haaren, zart bekleidet und auf den Namen Christkind hören.