Quelle: Flickr/Tom Coates (cc-license)
Liebe 2gewinnt Redaktion,
mit Entsetzen musste ich gestern auf Ihrem niveaulosen Blog den blasphemischen Beitrag Ablasshandel neu lesen und möchte hiermit Protest einlegen. Wie können Sie nur meinen reinen und göttlichen Namen für vulgäre zweideutige Anspielungen missbrauchen?
Gott kommt nicht (leider neige ich dazu ab und an von mir in der dritten Person zu schreiben – aber das hat eine lange Vorgeschichte)! Schon gar nicht komme ich zu oder in Menschen und wenn doch sicher nicht leise. Als Gott habe ich auch so alle Hände voll zutun: Kriege und Hass legitimieren, Kinder verhungern lassen, Hoffnung geben und letztendlich enttäuschen, geistig minderbemittelten Fanatikern eine Existenzbestätigung liefern und über all die bestehenden Religionen sicherstellen, dass die Frauen dieser Welt ja unterjocht werden.
Natürlich habe ich auch als Gott so meine kleinen Problemchen. Schon seit Jahren leide ich notorisch an existentiellen Minderwertigkeitskomplexen. Jeden morgen wache ich in meinem rosa Himmelbett auf und suche nach Bestätigung, einer Motivation weiter zu existieren. Aber da ist nichts außer Leere und enormen Hass auf die Menschheit. Keiner glaubt mehr so richtig an mich und wann bitteschön hat das letzte Mal jemand seinen Erstgeborenen für mich geopfert? Das ist sicher schon ein paar tausend Jahre her. Keiner braucht mich mehr so richtig, das nagt wirklich am Selbstbewusstsein. So sehr das ich mittlerweile an meiner eigenen Existenz zweifle. Gott kommt also nicht, sondern geht… und zwar demnächst zu einem guten Psychotherapeuten. Oder zur freitägigen Selbsthilfegruppe für existenzgefährdete Götter. Vielleich hilft’s und ich komme in alter Frische zurück.
Hochachtungslos
Gott (nicht einmal für einen ordentlichen Vornamen reicht es bei mir)
Ein Gedanke zu “Leserbrief von Gott”