Ich bin bei Gott kein Geschichtenerzähler. Und schon gar nicht bei Allah. Aber diese Begebenheit, die sich wirklich zugetragen hat, will ich keinem Menschen vorenthalten. Vielleicht kann der ein oder andere etwas fürs Leben lernen. Wenn nicht, auch egal. Ich habe ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein. Bin ich halt für einmal ein Geschichtenerzähler.
Was gibt es Schlimmeres im Leben, als nicht mehr im Stande zu sein, für sich selbst zu sorgen? Auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein, ist alles andere als leicht. Man muss sich seine Ohnmächtigkeit eingestehen. Was gibt es aber schöneres, als eine Person (im Folgenden bezeichnen wir sie als „Engel“) in seinem Leben zu haben, die diese benötigte Hilfe erledigt?Unentgeltlich. Auch wenn es jemand aus der eigenen Familie ist: als selbstverständlich darf man es nie ansehen.
Nun kümmert sich der Engel mehrmals in der Woche um die hilfsbedürftige Person. Er nimmt eine lange Anfahrt in Kauf. Er bringt Essen. Er sorgt mit Kartenspielen für Unterhaltung. In Zeiten, wo die Person im Krankenhaus stationiert ist, bestattet er ihr täglich einen Besuch ab. Die anfälligen Kosten werden selbstverständlich selber übernommen. Die ohnehin schon enge Beziehung gewinnt durch die umfassende Fürsorge noch mehr an Intensität.
Eines Tages werden finanzielle Angelegenheiten besprochen. Der Engel hilft der älteren Dame beim Zählen des Ersparten. 8000 Euro. Als der Engel einen Moment nicht aufpasst, legt die ältere Dame 3000 Euro zur Seite. Dann spricht sie den Engel auf das fehlende Geld an. Hier waren doch gerade noch 8000 Euro, argumentiert sie. Der Engel zählt das Geld nach. 3000 Euro fehlen. Bei Durchsuchen der umliegenden Dokumente entdeckt er das fehlende Geld. Er verlässt die Wohnung. Und kommt nicht wieder zurück.
Und die Moral von der Geschichte? Entscheiden Sie selbst.