Quelle: 2gewinnt
In einem Gastgarten.
A: Ich freu mich schon wahnsinnig auf die WM. Daheim auf der Couch sitzen, ein Bier nach dem anderen zischen und in Richtung meines neuen HD-Fernsehers brüllen. Das nenne ich Emotionen.
B: Sportlich, sportlich. Wobei die WM ja vielmehr das einzige funktionierende Wirtschaftsmodell ist, das noch Gewinn abwirft.
A: Ach, hör mir doch damit auf. Da geht’s in erster Linie um Fußball, Ehrgeiz und die besagten Emotionen. Natürlich wird da auch ein bisserl Geld verdient. Das gehört dazu.
B: Ja, knapp 2,6 Milliarden Euro setzt die WM um, profitieren wird aber nur die FIFA.
A: Und was ist mit dem Mehrwert für das Gastgeberland? Das ist kostenlose Werbung und kurbelt die Wirtschaft an.
B: Das hat man bei den Fanmeilen in Österreich vor zwei Jahren gesehen. War ja ein Riesenerfolg für die Wirtschaft.
A: Gut, das ist blöd gelaufen. Aber immerhin ist das Sportereignis des Jahres, was sage ich der nächsten Jahre!
B: Wie macht der Papagei? Schön hast du die platten PR-Phrasen übernommen. Die Öffentlichkeitsarbeit der FIFA zeigt Wirkung.
A: Es ist nun mal so, Fußball verbindet die Menschen. Gerade bei einer WM.
B: Ich kann mir das bildlich vorstellen: wie harmonisch die unterbezahlten Fabrikarbeiter in Pakistan beim Fußballnähen für die Sport-Großkonzerne zusammengekuschelt in einer kargen Halle die Weltmeisterschaft auf einem 30cm Fernseher, ohne HD, verfolgen. Fußball verbindet.
A: Nur ca. 80 Prozent aller Fußbälle werden in Pakistan hergestellt.
B: Na dann.
A: Nur weil du Fußball nichts abgewinnen kannst, brauchst du anderen nicht die WM madig machen.
B: Das stimmt so nicht. Ich habe gelesen, dass Fußballspiele die Ersatzkriege unserer Zeit sind. Und das ist mir schon um einiges lieber, das zeugt zumindest von einer gewissen geistigen Weiterentwicklung, wenn auch auf Basis einer Ersatzhandlung. Nur die Hooligans müssen das noch verstehen lernen.
A: Na siehst, Fußball ist also doch nicht so kapitalistisch und schlecht wie du tust. Immerhin werden fast 800 Millionen Menschen die WM im TV verfolgen. Das spricht für Beliebtheit und nicht zu letzt die Professionalität des Sports.
B: Ein Argument, das natürlich ganz und gar gegen jeden wirtschaftlichen Gedanken spricht. Die WM findet aus reiner Nächstenliebe und Jux und Tollerei statt. Außerdem weiß ich nicht so recht wie ernst ich erwachsene Männer in kurzen Hosen nehmen kann, die einem Ball hinterher hetzen und sich dabei filmen lassen.
A: Das war polemisch. Ich werde mir auf jeden Fall alle Spiele ansehen.
B: Gut, aber vergiss nicht dich ab und zu zwischen den Spielen und dem Bierkonsum ein wenig körperlich zu betätigen.
A: Zum Beispiel?
B: Weiß nicht, irgendwas das gar nicht auf de Hand liegt… Fußball vielleicht?
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Jetzt geht’s los!
So ist das halt mit den Drogen. Man weiß, dass sie schädlich sind und kommt trotzdem nicht davon weg.
Aber weißt du was noch schlimmer ist, als Fußball zu schauen und nicht selber zu spielen?
Nicht Fußball zu schauen und nicht selber zu spielen 😀
Dein Fußballnarr-Kollege
David
Der Text war ein (satirischer) Vorschlag in Richtung kritisches Denken.
Ein Fußballfreak wie meiner einer tut sich halt schwer, einen Tag vor der WM kritisch zu denken. Auch wenn er alle Gründe dazu hätte und tief im Inneren weiß, dass sein Kollege Recht hat.