Nimm ein Tascherl für mein Gackerl

Es passiert mir in regelmäßigen Abständen, dass ich planlos durch die Stadt schlendere. Ein Schritt nach dem Anderen. Neben Atmen und gelegentlichem „Vor-mich-her-Summen“, bleibt mir viel Zeit mich umzuschauen, was es denn so für schöne Geschäfte in Wien gibt.
Ein Schuhgeschäft da, eine Boutique dort, ein Laden mit Dessousmoden hier. Dazwischen eine Bücherei und gelegentlich ein Reisebüro. Sehr nett eigentlich. Es ist zwar Futter für unsere Konsumgesellschaft, aber wer es will und braucht – meinetwegen.

Letztens: Wieder so ein Spaziergang, aber diesmal eigentlich nicht sehr nett. Natürlich habe ich schon davon gehört und darüber gelesen, aber mit eigenen Augen gesehen?

Zwischen Reisebüro und Schuhgeschäft hat sich plötzlich ein riesiger Abgrund für mich geöffnet. Der Mensch hat ernsthaft begonnen seine Haustiere zu bekleiden. Adieu guter alter Menschenverstand, willkommen Boutique für vier Pfoten. Kleine Hundeschuhe, -regenjacken, -pullover, diverseste Schmuckaccessoires, vergoldete Ketten, multifunktionale Fressnäpfe: Für jede Lächerlichkeit gibt’s die passende Steigerung.

Da gibt es Menschen, die nicht wissen wie sie den tristen Winter überstehen werden. Menschen, die noch nie ein Schmuckstück besessen haben. Menschen, die nichts haben.

Und dann gibt es Menschen, die Louis Vuitton Taschen für ihren Hund kaufen. Menschen, die ihr Haustier mit goldenem Lätzchen verköstigen. Menschen, die alles haben.

Ich will ja nicht, dass jeder gleich aussieht und das gleiche tut. Aber solche Widerlichkeiten? Was kommt als nächstes?

Zuerst der Strache. Und jetzt diese Hundeboutiquen. Was habe ich verpasst?

David

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