Es hätte so schön werden können. Ja ok, es war auch schön. Nur leider nicht bis ganz zum Schluss. Was bleibt: eine Erfahrung fürs Leben.
Was ist passiert? Na ja, was halt so passiert, wenn zwei junge Menschen sich ein paar Tage zum Entspannen in einen österreichischen Ferienort begeben. Die Skier werden auf perfekt präparierten Pisten geschwungen, die bleichen Wiener Gesichter unter der alpinen Sonne gebräunt. Und als wäre uns das Glück nicht bereits hold genug, durfte der ganze Großstadtstress auch noch auf finnische Art und Weise rausgeschwitzt werden. Die klirrende Kälte konnte uns ebenso wenig unsere Stimmung vermiesen wie die vielen Gäste aus dem schönen Italien. Wenn es dann am Heimweg auch noch zu schneien beginnt, muss man gegen die eine oder andere Freudenträne ankämpfen. Aber im Leben geht es oftmals Schlag auf Schlag.
Vom warmen Bett träumend und den perfekten Tag Revue passieren lassend, standen wir vor der Eingangstür. Ja, Ihre Vorahnung stimmt: Kein Schlüssel, kein Weiterkommen. Im fortschrittlichen Kommunikationszeitalter kein Problem! Einfach in den sauren Apfel beißen und den lieben Herrn Schlosser zu sich bitten. Spätestens seit dem Abend wissen wir: Dorf ist nicht Stadt. Die zwei einzigen Meister ihrer Zunft lassen bis auf das Klingeln nichts von sich hören. Keine 24 Stunden Service Hotline, keine Hilfe rund um die Uhr. Kein Schlüssel? Pech gehabt! Die Kirsche auf der Torte lässt sich mit einem kleinen mathematischen Rechenbeispiel veranschaulichen: Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass zwei Handyakkus zeitgleich ihren Geist aufgeben? Und so standen wir noch immer da, die Türe noch immer verschlossen. Mittlerweile tauchten wir in die tiefen Stunden der schwarzen Nacht ein. Die Kälte gab es kostenlos dazu. Somit bekamen wir endlich die Chance, unseren Jungfernschlaf im Auto abzuhalten. Auto? Warum denn nicht Hotel, Pension, Gasthof? Die Gegend hier ist in der Hinsicht doch wahrlich nicht minder bestückt. Hauptsaison! Wenn ein Wort Bände spricht. Also zurück zum Auto. Im Nachhinein betrachtet ist mir klar geworden wofür die Autos erfunden wurden: zum Fahren! Genau das haben wir auch gemacht. Selbstverständlich nur damit die Heizung uns ein bisschen Wärme schenkt. Im 45 Minuten Takt haben wir also unsere wärmende Runde im verschneiten Örtchen gedreht. Schlafen hat es also eher weniger gespielt. Zwei verwöhnte Wiener ohne Dach überm Kopf, bei minus Temperaturen im Auto „schlafend.“ Hunger, Durst und Kälte: Wahrlich keine Begleiterscheinungen, die man sich von einem Entspannungswochenende erwartet. Immer fragt man sich wer denn bitte um 7h30 einkaufen geht. Und ganz plötzlich ist man stocksauer, dass man nicht schon zeitiger Lebensmittel erwerben kann.
Eines vorweggenommen: Des Rätsels Lösung ist vergleichsweise unspektakulär. Die Hausbesitzerin, die wir die ganze Nacht vergeblichen zu erreichen versuchten, teilte uns mit Anbruch des Tageslichts mit, dass eine Nachbarin einen Zweitschlüssel besitzt. Und da waren wir dann endlich: im Bett! Ein paar Stunden in Verzug, aber mit einer Erfahrung reicher: Es geht uns einfach viel zu gut! Jeder der einmal verzweifelt versucht hat, ein Dach überm Kopf zu finden, weiß, dass es im Leben um viel mehr geht, als wir Menschen in der westlichen Welt zu denken glauben. Danke liebes Schicksal für diesen lehrreichen Streich!
Ein Gedanke zu “Das Schicksal und seine Spielchen”